Mittwoch, 7. August 2013

Ich war mit 11 in Flachau/Oesterreich mit der Sportjugend RLP in Sommerurlaub. Kinderferiencamp, weil ichs so toll fand bin ich das Jahr drauf mit 12 wieder hingefahren. Dort traf ich die Leute, die musikalisch gesehen, mein Leben veraenderten.
Waehrend wir in der Turnhalle Brennball spielten, kam jemand mit einem CD-Player rein und er machte so ein komisches Lied an 'Monsterparty' oder so aehnlich. Ich hab den Text vor lauter schnell nichtmal richtig verstanden aber das eijeijeijeijei ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Ab diesem Tag war es um mich geschehen, als allererstes nach meinem Flachau-Urlaub fuhr ich mit dem Stadbus nach Bingen und kaufte mir im, damals noch existierenden, Karstadt Rock'nRoll Realschule. Warum gerade das Album? Fragt mich nicht, ich vermute mal, dass mich a) das Cover angesprochen hat und b) die Auswahl sowieso eher beschraenkt war.


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Rock'nRoll Realschule hielt was ich mir erhofft hatte und ich fing an nach und nach alle Alben zu kaufen . Bis zum heutigen Tag begleiten mich die Aerzte auf laengeren Autofahrten mit ihren Liedern, die man immer und immer wieder gerne hoeren kann.
Das Ereignis die Aerzte live blieb mir jedoch bis letzten Sommer verwehrt. Ich weiss nichtmal so recht warum, aber irgendwie kam immer irgendwas dazwischen. 2012 war es dann endlich soweit, bei drueckender Hitze durfte ich mir die Band, die mich die letzten 8 Jahre begleitet hat endlich in der Frankfurter Festhalle live erleben.
Ich muss sagen, meine Erwartungen wurden wieder nicht enttaeuscht, die drei Herren haben ewig lang gespielt, das richtige Mass zwischen schnell und langsam, bekannt und unbekannt, sowie Dummgeschaetz und Musik gefunden.
Neben 'uns' die Menschen, die Aerzte hoeren gab es auch immer ein 'die anderen'. Nicht etwa die Anderen, die die Aerzte nicht kennen oder nicht zu schaetzen wissen, sondern die Andern, die Toten Hosen hoeren.
Solange ich denken kann gab und gibt es kein (oder zumindest in den seltesten Faellen) ein 'Die Aerzte' und 'die toten Hosen' sondern nur ein 'die Aerzte' ODER 'die toten Hosen'. Das ganze war ein bisschen wie Katzen- und Hundemenschen, oder WIZO und Terrorgruppefans - beides geht nicht, es gab immer nur ein entweder oder. In vielen Faellen ging dieser Abgrenzungszwang dann soweit, dass man als Aerztefan lauthals ueber die Hosen herziehen musste und umgekehrt.

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Das Warum blieb und bleibt auch heute noch, zumindest fuer mich, offen. Vermutlich das selbe Verhalten, welches Buettenredner und ganze Fastnachtsgemeinden auf einmal dazu bringt ihr Nachbardorf abgrundtief zu hassen oder die in Rheinland-Pfalz doch sehr ausgepraegte Abneigung gegenueber Hessen, Koeln gegen Duesseldorf und so weiter. Scheinbar muss man sich einfach abgrenzen.
Ich fuer meinen Teil hab mich zumindest im Aerzte-Hosen-Konflikt einfach rausgehalten. Ich mag die Aerzte und die Hosen gingen mir schlicht und ergreifend am Arsch vorbei.
'An Tagen wie diesen' ging mir nach ein paar Wochen in Radiodauerschleife auf die Nerven, aber das wars dann auch.


Weshalb ich Samstag trotzdem auf ein Konzert war? Meine liebe Mama gibt wenig auf die Aerzte, dafuer umso mehr auf die toten Hosen. Also entschieden meine weder-Aerzte-noch-toten-Hosen-Schwester und ich meiner Hosen-Mama drei Karten fuer Campinos 51-Geburtstag-Konzert am Bostalsee zu schenken.

Gesagt getan, Samstag war es soweit. Allein das Line-up welches neben den Hosen noch mit PIL, Bob Geldof und Turbonegro aufgestockt wurde, sorgte dafuer, dass ich gespannt auf den Abend war.

Aber wie kams? Die Supportacts haette man sich (zumindest fuer mich) auch sparen koennen, nicht weil sie schlecht waren, sondern weil die Headliner alles andere in den Schatten stellten, denn das Konzert war, grandios!
Ich bin erwatungslos hin und einfach nur aus allen Wolken gefallen.

Nach anfaenglichem Stress, in Sachen, 2km Anreise zu Fuss (Parkplaetze? Pfff, total weit weg), Essen/Trinken kaufen (die uebliche Auswahl, die ueblichen Preise), 20 Minute Toilette anstehen (es gab immerhin Klowagen) und noch hundert anderen Dingen (reinkommen, Taschenkontrolle, stundenlang auf Bier warten), wurde das Konzert mit einem energiegeladenen blendend aussehenden Campino eroeffnet. Ich dachte anfangs die Einspielungen in Sepia auf den LEDs seien alte Aufnahmen, da der werte Saenger fuer meine Begriffe absolut nicht nach 51 aussah.
Aber dieses Detail war dann doch eher irrelevant gegen den Rest.


Man koennte im Grossen und Ganzen sagen, dass die Buehnenshow, der der Aerzte glich. Ebenfalls stimmlich sehr nah an den Studioaufnahmen, gute Songauswahl (auch nicht-Fans wie ich kannten genug um Spass zu haben, auch wenn ich bei Bonny & Clyde dummerweise grad aufm Klo war) ein bisschen Rumfliege-Papier-Glitzer-Deko und man wusste auch das Publikum zu motivieren.
Trotzdem gab es dann doch einige Sachen, die das Hosen Konzert fuer mich eindeutig besser machten. Angefangen mit dem Hinweis und der Widmung fuer Amnesty International, der unglaublich beeindruckende Auftritt des Konzertbesuchers Nick oder auch die krachironische Ansage von 'Schrei nach Liebe': 'Wir haben da ne vielversprechende Berliner Nachwuchsband aufgetan...'.
Aufgefallen ist mir zudem, dass im Gegensatz zu den Aerzten jegliche Aufmerksamkeit bei Campino liegt (die anderen Bandmitglieder haben kein Wort waehrend des ganzen Auftritts geredet) - ob das nun gut oder schlecht ist kann jeder fuer sich beurteilen. Auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen, kann ich ein solches Liveerlebnis jedem nur empfehlen.
Zur Verteidigung der Aerzte muss ich aber hinzufuegen, dass ich zum einen sowieso lieber Openair-konzerte mag und zum anderen es vielleicht nicht ganz gerecht ist ein 51.-Geburtstagskonzert mit einem Zusatzhallenkonzert zu vergleichen.
Leider hab ich aber nichts anderes zu vergleichen deshalb bleibts eben dabei.


Ihr merkt schon, ich kann mich nicht so ganz entscheiden. Aber eins steht nun seit Samstag fuer fest: Fuer mich gibt es ab sofort nicht mehr nur die Aerzte, sondern auch die toten Hosen! Da muessen sich die beiden wie auch bei einigen anderen Fans den Platz halt teilen :)


P.S.: Nichts desto trotz (kann man das ueberhaupt schreiben?) muss ich doch nochmal was zur grundsaetzlichen katastrophalen Organisation der Veranstaltung sagen. Ich habe schon mehrere solcher Ackerveranstaltungen mitgemacht, aber niemals so eine beschissene Parkplatzsituation gehabt. Das anfaengliche Hoffen und Bangen, dass es nicht richtig regnet (Autos kommen nicht mehr vom Platz) wurde von dem Unverstaendnis darueber abgeloest, warum man zur Hoelle gute 2 Stunden nicht vom Platz kommt. Der ein und selbe Einweiser gibt einem 3 Grundverschiedene Anweisungen und nichts und niemand kommt mehr vorran und keiner weiss wieso. Top. Waere der Abend nicht so gut gewesen, waere er dadurch komplett versaut worden.

Originalartikel vom 25.Juni 2013

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alles hat angefangen mit einem Reisebericht ueber meine Radtour von Seattle nach San Diego. Zu finden auf: lutoshpacific.blogsport.de
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