Montag, 17. März 2014

- Babyshambles live im Schlachthof Wiesbaden (13.März.2o14)

Nach jahrelangem Warten (und mehrmaligen Verpassen auf Rock am Ring) durfte ich letzten Donnerstag endlich, endlich die Babyshambles live sehen.
Zu dem Konzert wurde im nachinein alles gesagt was es zu sagen gibt. Was bleibt: Die Meinungen sind mehr als gespalten (kommt wohl auch darauf an, ob es sich bei den Konzertrezessionen um eine Pete-Doherty-Stalkerin oder um einen normal ambitionierten Fan handelt) - daher hier zwei Konzertberichte:


Das sagt Festivalisten.de - in etwa meine Meinung: 


Es ist 21.36 Uhr und bisher ist noch nicht wirklich viel passiert. Gegen 21.10 Uhr machte sich bereits die erste Unruhe im Publikum breit – hier und da ein verfrühter Buhruf, ein bisschen Gemecker seitens des buntgemischten Publikums – sie kamen von nah und fern und in erstaunlicher Vielfalt um das immer noch enfant terrible schlechthin der Musikszene einmal live erleben zu dürfen und ganz unverhofft schlurft er plötzlich auf die Bühne: Pete Doherty, seines Zeichens an jenem Abend primär Frontmann der Babyshambles – oder doch eher Beobachtungsgegenstand einer soziologischen Studie? “Hello Deutschland, hello Baden-Baden.” Naja fast.
Scheinbar hatte kaum jemand überhaupt damit gerechnet, dass man an diesem Abend mit einer perfekten Show oder überhaupt irgendeiner Art von Show zu rechnen hatte – diesen Rückschluss ließ jedenfalls die teils fast schon ungläubige Reaktion des Publikums zu, das tatsächlich in großen Teilen zwischen faszinierter Ent- und Begeisterung zu schwanken schien. Plötzlich war er da, der Pete, umgeben von seinen treuen Kumpanen, deren vorrangige Aufgabe es zu sein schien Pete musikalisch den Rücken frei zu halten.
“Drogenkonsum hat noch nie jemandem gut getan”
So unmittelbar und verwirrend wie die Show mit noch komplett hell erleuchteter Bühne – der Lichttechniker konnte es wohl auch nicht fassen – begann, so schön begann das Set direkt mit “Delivery”. Hit Nummer eins wäre damit abgehakt und man stolpert – wortwörtlich – mehr oder minder koordiniert durch das Set. Es wäre zu einfach Doherty nur als Class-A-Junkie abzutun – das übernimmt er selbst indem er in einer seiner wenigen, aber dennoch überaus charmanten und zum Großteil tatsächlich verständlichen Bühnenansagen darauf hinweist, dass man ja darum gebeten worden sei darauf hinzuweisen, dass Drogenkonsum noch nie jemandem gut getan hätte. Nach kurzer Beratung mit seinem, man könnte durchaus sagen vom Rock’n'Roll ebenfalls gezeichnetem Gitarristen, erfolgt dann der freundliche Hinweis, dass man eventuell mitgebrachte Drogen doch bitte im vorderen linken Bühnenbereich einem Mann mit Liverpooler Akzent übergeben möge, woraufhin diese dann professionell entsorgt werden würden oder auch: “Does anyone happen to have any coke?”.
Wahlweise liest man gänzlich unverständliche Verse auf Deutsch vor, greift ab und an zur Gitarre um das durchweg solide Soundgerüst seiner Band mit ein paar mehr oder minder sauber gespielten Akkorden zu verzieren, verschluckt das Mikrofon, schmeißt den Mikrofonständer ins Publikum, setzt mehrere durch Fans gereichte Kopfbedeckungen auf, dreht einfach mal grundlos eine Runde um die Drums, trinkt mehrere Becher eines nicht näher definierbaren roten Kaltgetränks praktisch mit einem Schluck, animiert das Publikum halbseiden mit angedeutetem Klatschen und direkt folgendem gelangweilten Abwinken und zur Krönung verlässt Pete einfach mal circa für 2 Minuten mitten im Set die Bühne – und das Publikum schaut fasziniert zu, liegt Mr. Doherty bedingungslos zu Füßen und bewundert ihn sicherlich in großen Teilen für seine “Fuck it”-Attitüde. “Wow. Ein echter Rockstar.”
Tatsächlich rückt die Musik leider etwas in den Hintergrund der Betrachtung. Es fliegen Becher auf und von der Bühne, Verstärker werden umgekippt, das Publikum immer irgendwo zwischen kollektivem passiven Staunen und aufgeregtem Pogo. Herausragender souveräner Abschluss mit der Slackerhymne schlechthin – “Fuck Forever” – absolut jeder Einzelne in der Halle springt und schreit sich entzückt die Mittelfinger in der Luft schwenkend die Seele aus dem Leib.
60 Minuten sind genug
Pete und seine Babyshambles kamen (zu spät), spielten (mehr oder minder enthusiastisch), verbreiteten wohliges Chaos, das sich merklich auf das Publikum übertrug, und verzogen sich nach gerade mal etwas über einer Stunde wortlos. Ohne Zugabe, nach 10 Minuten weiterer Wartezeit und obwohl die Roadies die Bühne erneut bereit gemacht hatten. Doch das war’s für diesen Abend. Beruhigend zu sehen, dass auch weder Crew noch Band vor Petes Spirenzchen sicher sind.
Fazit
Man könnte anmerken, dass man für den Preis mehr hätte erwarten können, doch viel mehr sollte man, falls man etwas kritisieren möchte, anmerken, dass nicht einfach mehr erwartet wurde. Das Volk verlangte nach Doherty dem lustigen Junkie und genau den bekam es auch. Quasi als Bonus gab es zudem eine rotzige Rock-Show, wie sie im Buche steht und wie man sie tatsächlich selten erlebt.


Hier findet ihr Fotos vom Konzert, von der Taunus-Zeitung


Hier der eher wohlwollende Artikel der Main-Spitze:


WIESBADEN - Es gibt verschiedene Gründe, warum Leute in Zoos gehen. Die einen mögen vielleicht Tiere, andere erfreuen sich ihrer übergeordneten Position in der Nahrungskette – angesichts der eingepferchten und zur Schau gestellten Tiere. Die gleichen Regeln könnte man auch auf den Zirkus rund um einen Konzertbesuch bei den Brit-Rockern von den Babyshambles anwenden. Die einen mögen vielleicht die Musik, die anderen wollen schnell noch ein Konzert mitnehmen, bevor der Junkie abkratzt. Letzteres hat wohl auch den ein oder anderen Konzertgänger getrieben, als er sich für ein Tourstopp-Ticket der Band um den oft als „Skandal-Rocker“ geschimpften Frontmann Pete Doherty an der Wiesbadener Schlachthofkasse anstellte.
Tief enttäuscht dürften diese Gäste gewesen sein, als besagter „Junkie“ dann endlich – einen Tag nach seinem 35. Geburtstag – die Bühne der ausverkauften großen Halle betritt. In Schlabber-Jeans, T-Shirt und Hosenträgern, die im Übrigen den Bauchansatz des Engländers unschön betonen, steht er da. Kein Hut, kein Anzug, keine Krawatte, keine Bierdosen, die ins Publikum fliegen – kein Skandal. Stattdessen greift er immer wieder zu einem Glas, das sowohl einen gesunden Gemüsesaft als auch eine Bloody Mary beinhalten könnte. Dabei hatte er doch nach Erwartung der Gäste eine Freakshow abliefern sollen – Rock‘n‘Roll eben. Abliefern sollten hingegen die Besucher ihre mitgebrachten Drogen an der Bühne.
Doherty warnt vor Drogen-RisikoDenn: „Vertreter der Stadt haben uns gebeten, euch vor den Risiken von Drogen zu warnen“, richtet Doherty das Wort an das Wiesbadener Publikum. Um sich dann beim Griff nach seiner Gitarre mit schmerzverzerrtem Gesicht an den Rücken zu fassen: „Ich werde auch nicht jünger. Hat hier noch jemand etwas Kokain?“, kokettiert der sichtlich angegraute zweifache Vater schmunzelnd mit seinem Junkie-Image. Der zeitweise in Krefeld aufgewachsene Doherty lässt sich auch nicht nehmen, die Wiesbadener auf die Schippe zu nehmen, als er sie mit „Hallo Baden-Baden“ begrüßt.
Abgeliefert hat Pete Doherty mit seinen Babyshambles auch musikalisch. Und zwar ein sauber dargebotenes Konzert, beginnend gleich mit der ersten Nummer „Delivery“ vom zweiten Studio-Album der Band, „Shotter‘s Nation“. Keine Pöbeleien, keine Zigaretten auf der Bühne, keine Ausfälle.
Ausfällig wird nur das PublikumAusfällig wird am Abend nur das Wiesbadener Publikum, aus dessen Reihen immer wieder halb volle Bierbecher auf die Bandmitglieder niedergehen. Genervt kickt Doherty die Plastikbehälter immer wieder zurück in die Menge. Das Spiel der Gruppe beeinträchtigen diese Zwischenfälle jedoch nicht.
Routiniert spulen die Engländer ihr Programm ab, hauen Klassiker wie das rockige „The Man Who Came To Stay“, das treibende „Killamangiro“ (besonders treffend hier die Textpassage „Why would you pay to see me in a cage?“) oder die Ska-Nummer „I Wish“ raus. Zwischen diesen altbekannten „Brettern“ bauen die Babyshambles Stücke ihres 2013 erschienenen Albums „Sequel To The Prequel“ ein. Bei Titeln wie „Fall From Grace“, „Maybeline“ zeigt sich die Handvoll eingefleischte Fans vor der Bühne recht textsicher.
Als das Publikum bei „Fuck Forever“ vom 2005 erschienenen Debüt-Album der Gruppe „Down in Albion“ endlich auftaut, ist der Abend längst gelaufen. Doherty und seine Band geben den Schaulustigen keinen Raum für Klischees – und sie geben auch keine Zugabe. Nach knapp anderthalb Stunden gehen die Lichter im Schlachthof wieder an. Der Zoo schließt seine Pforten, der Zirkus zieht weiter. 





Video extra von Jules für Rebekka aufgenommen :)

(P.S.: Die Wackler der ersten Strophe gehen ebenfalls auf Jules Kosten!)


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alles hat angefangen mit einem Reisebericht ueber meine Radtour von Seattle nach San Diego. Zu finden auf: lutoshpacific.blogsport.de
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